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Wie freiwillig ist Selbstoptimierung?

Teil 3: Schließen sich Selbstoptimierung und Solidarität wirklich aus?

Beide Soziologen stellen die These auf, dass Selbstoptimierung und Solidarität sich ausschließen. Laut Ribolits seien Coachs und Angehörige vergleichbarer Berufsgruppen Teil dieses Problems. Anstatt sich einzuigeln und sich bis zum Burnout selbst zu optimieren, sollten die Leute sich doch mal aufraffen und klar das benennen, was sie in unserer Gesellschaft arm, psychisch und physisch krank macht und zusammen dagegen kämpfen, aber nicht dauernd zu einem Coach laufen, um sich von diesem zu noch mehr vom Gleichen, noch perfekter sein, es anderen noch mehr Recht machen, manipulieren lassen und ihm für diese „Dienstleistungen“ einen Haufen Geld in den Rachen werfen.

Sicher gibt es Coachs, die so arbeiten. Aber es gibt auch andere Coachs, die noch nicht entpolitisiert und entdemokratisiert sind und die auch denken, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer wieder neu erkämpft werden muss. Es gibt nämlich auch Journalisten, die sich für Coaching interessieren und eine Coachingausbildung machen. Coachs sind so individuell wie die Menschheit insgesamt. Woher glaubt denn Erich Ribolits zu wissen, dass alle Coachs den neoliberalen Mainstream, der ihnen in Coachingausbildungen vermittelt wurde, tatsächlich auch in ihrer Arbeit anwenden? Manche sehen ihre Coachingausbildungen mit einigem Abstand äußerst kritisch und verlassen sich lieber auf empirische Studien.

Greta Wagner sieht es immerhin so differenziert, dass Selbstoptimierung auch intrinsischer Motivation entspringt. Selbst dann, wenn wir in einer sozial gerechten Gesellschaft leben, in der es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt, wollen sich Menschen immer noch verbessern. Was wäre denn das Gegenteil davon? Das würde ja einem Hauptsymptom einer depressiven Episode entsprechen: totale Antriebslosigkeit. Menschen sind neugierig und sie wollen was tun. Das ist ganz einfach so und sollte nicht in einer Weise kritisiert werden, dass dieses von kapitalistischen Ausbeutern missbraucht werden könnte und man sich deswegen nicht verbessern sollte. Da muss ich schon entschieden widersprechen! Das würde ich auch, wenn ich nicht als Beraterin arbeiten würde.

Selbstoptimierung trotz bedingungslosem Grundeinkommen

Michael Bohmeyer gründete im Jahr 2014 den Verein „Mein Grundeinkommen“. Er sammelt via Crowdfunding Geld für das bedingungslose Grundeinkommen. Immer dann, wenn 12.000 EUR zusammengekommen sind, verlost er ein Jahresgrundeinkommen für eine Person. Für die ZEIT schrieb er einen Gastbeitrag Grundeinkommen: Mit 1.000 Euro kann man zu allen Nein sagen, der am 01.01.2018 erschienen ist. Er berichtet über seine eigenen Erfahrungen mit dem bedingungslosen Grundeinkommen:

„Ich habe das am eigenen Leib erfahren. Vor elf Jahren habe ich eine Internetfirma mitgegründet, Ende 2013 bin ich dort ausgestiegen. Die Firma zahlt mir seither jeden Monat eine ‚bedingungslose Gewinnausschüttung’ von 1.000 Euro aus. Vor meinem Ausstieg hatte ich 3.000 Euro netto. Dann hatte ich plötzlich eine Art Grundeinkommen und viel Zeit. Nach zwei Tagen waren meine Bauchschmerzen weg, unter denen ich seit Jahren litt und von denen ich mittlerweile dachte, sie würden einfach zum Leben dazugehören.

Ich brauchte einige Monate, um zu realisieren, dass mich wirklich niemand aus der Arbeit anrufen würde und ich trotzdem jeden Monat Geld bekomme. Erst dann fand ich tatsächlich zur Ruhe - und veränderte mich: Ich habe öfter gelacht, wurde mutiger und empathischer. Die Beziehung zu meinem Kind verbesserte sich. Ich hatte zwar nur noch ein Drittel des Geldes zur Verfügung, aber es mangelte an nichts. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, mich durch Konsum für die anstrengende Arbeit entschädigen zu müssen. Stattdessen wuchs in mir eine Neugier auf die Welt: auf Seminare, Bücher, Reisen. Nach einem halben Jahr mit Grundeinkommen schwirrte mein Kopf vor lauter Geschäftsideen und der Lust, etwas zu gründen.“

Das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass der Mensch nach persönlichem Wachstum strebt. Ihn treibt die Neugier an. Michael Bohmeyer nahm an Seminaren teil, die ihn interessierten, las Bücher und unternahm Reisen - einfach, weil er Lust dazu hatte. Auch das ist eine Form der Selbstoptimierung, denn dümmer wird man durch solche Aktivitäten ja nicht - ganz im Gegenteil.



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Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


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